Kreidefelsen / Kreideküste
Sie sind DAS Wahrzeichen Rügens, noch vor dem Kap Arkona oder der Rügenbrücke: Die Kreidefelsen der rund elf Kilometer langen, sich teilweise bis zu 116 Metern über der Ostsee emporreckenden Kreideküste im Osten der Halbinsel Jasmund. Diese weltberühmte Küste ist wesentlicher Bestandteil des 3000 ha großen Nationalparks Jasmund. Zusammen mit den naturbelassenen Buchenwäldern der Stubnitz, die sich bis an die Abbruchkanten der Kreideküste heranziehen und im Juni 2011 von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen wurde, hat Rügen hier auf Jasmund etwas Unvergleichliches.
Die Kreideküste ist eine typische Kliffküste, eine Küste mit Steilhängen und Abbruchkanten. Entstanden ist sie vor rund 70 Millionen Jahren aus an dem Boden des davor liegenden Schelfmeeres sich ablagerndem Plankton und den Schalen fossiler Kleinlebewesen, den Coccolithen. Dies Meer bedeckte einst weite Flächen Norddeutschlands, Südschwedens und des Ostseeraumes. Durch das Absinken des Meeres und Auswaschungen durch die Brandung entstand diese einmalig schöne Küste.
Kreide, dieses feine, aus Mikrokristallen bestehende Sedimentgestein, ist nicht sehr hart, ist löslich und so sind die Kreidefelsen Rügens im Vergleich mit Felsklippen andernorts wesentlich stärker den Unbilden der Natur ausgesetzt. Abbrüche ganzer Küstenabschnitte oder das Abrutschen einiger Steilhänge infolge von Bodenerosion oder Unterspülung durch die oft gar nicht so zahme Ostsee sind zwar nicht an der Tagesordnung, gehören aber zum „Leben“ dieser Zone dazu. Oftmals finden diese Abbrüche im Winter und Frühjahr statt – wobei zu beobachten ist, dass die Zahl solcher Ereignisse in den vergangenen 60 Jahren zugenommen hat.
Spektakuläre Abbrüche der jüngeren Zeit ereigneten sich 1953, als an der Ernst-Moritz-Arndt-Sicht 100.000 Kubikmeter Kreide abstürzten. 1999 brachen an den Wissower Klinken 2000 Kubikmeter ab. Weitere Abbrüche im Jahre 2002 ließen hier eine rund 50 Meter breite Kreidewand ins Meer rutschen – zwischen den Wissower Klinken bildete sich ein Trichter. In den Folgejahren entstanden viele kleine senkrechte, sich ständig verbreiternde Risse. Am 16. Februar 2005 kam es an der linken Seite der Wissower Klinken zu einem erneuten Abbruch. 1000 Kubikmeter Kreide stürzten in die Tiefe. Eine Woche später, in der Nacht vom 23. auf den 24. Februar brachen die Hauptzinnen der Wissower Klinken in sich zusammen, ein Verlust von rund 50.000 Kubikmetern Kreide. Doch damit nicht genug: einen Tag später kamen nocheinmal 50.000 Kubikmeter Sand und Mergel hinzu.
Fast täglich kommt es im Verlauf der elf Kilometer langen Kreideküste zu kleinen und kleinsten Abbrüchen. Daher sei jedem Wanderer dringend geraten, die Warnhinweise und Absperrungen ernst zu nehmen.
Bei solchen Abbrüchen, aber auch bei den ganz normalen Brandungsauswaschungen werden in der Kreide befindliche Fossilien wie Donnerkeile und versteinerte See-Igel freigespült und dadurch zum Bestandteil des Geröllstrandes am Fuße der Steilküste.
Weitere Informationen
Coccolithen sind ein wesentlicher
Bestandteil der Kreidefelsen
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Kreidefelsen
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